Verjährung von
Bereicherungsansprüchen nach neuem und altem Verjährungsrecht,
intertemporales Verjährungsrecht; Zurechnung des Wissens von Hilfspersonen
("Wissensvertretern") für die Frage des Verjährungsbeginns nach § 199 Abs. 1
BGB
BGH, Urteil vom 23. Januar
2007 - XI ZR 44/06
Fundstelle:
NJW 2007, 1584
BGHZ 171, 1
Amtl. Leitsatz:
a) Richtet sich die
Verjährung nach der regelmäßigen Verjährungsfrist des § 195 BGB, so ist der
Fristbeginn in Überleitungsfällen nach Art. 229 § 6 Abs. 4 Satz 1 EGBGB
unter Einbeziehung der subjektiven Voraussetzungen des § 199 Abs. 1 BGB zu
berechnen.
b) Dem Treugeber ist das Wissen des Treuhänders im Rahmen des § 199 Abs. 1
Nr. 2 BGB nicht entsprechend § 166 Abs. 1 BGB zuzurechnen, wenn der
Treuhandvertrag und die erteilte Vollmacht wegen Verstoßes gegen das
Rechtsberatungsgesetz nichtig sind.
Zentrale Probleme:
Wiederum im Zusammenhang mit einem "Schrottimmobilienfall"
geht es diesmal um die Verjährung eines Bereicherungsanspruchs auf
Rückzahlung rechtsgrundloser Tilgungsleistung auf ein unwirksames Darlehen.
Dieses war unwirksam, weil die Vollmacht, die der vermeintliche
Darlehnsnehmer zum Abschluß des Darlehnsvertrags erteilt hatte unwirksam war
und bei dem Darlehen, um welches in der Revision noch ging, auch nicht über
§§ 171, 172 BGB eine wirksame Vollmacht angenommen werden konnte (s. zu
dieser Fallkonstellation die Anm. zu BGH v.
20. April 2004 - XI ZR 171/03). Der Sachverhalt
kann als typisch bezeichnet werden: Ein Anlagevermittler schließt mit einen
Anleger einen Geschäftsbesorgungsvertrag, um ihm ein steuersparendes
Erwerbsmodell einer Immobilie zu verschaffen. Gleichzeitig bevollmächtigt
der Anleger den Anlagevermittler zum Abschluß des Kaufvertrags über eine
Immobilie sowie zum Abschluß eines Darle-hensvertrags mit einer den Kauf
finanzierenden Bank. Nach mittlerweile gefestigter neuerer Rspr. des BGH ist
nicht nur der Geschäftsbesorgungsvertrag, sondern auch die dem
Anlagevermittler erteilte Vollmacht wegen eines Verstoßes gegen das RBerG
nach §§ 134, 139 BGB nichtig. Damit besteht kein wirksamer Darlehensvertrag
zwischen Bank und Anleger, sofern nicht eine aus Rechtsscheingründen
wirksame Vollmacht vorliegt. Dies kann sich aus den gesetzlichen
Rechtsscheintatbeständen (§§ 171 - 173 BGB), aber auch aus den nicht
kodifizierten Regeln der Anscheins- oder Duldungsvollmacht ergeben. In
Fällen wie dem vorliegenden kommt zunächst § 172 BGB (Vorlage der
Vollmachtsurkunde) in Betracht. Das scheitert häufig (wenngleich nicht
immer,) daran, daß die Vollmachtsurkunde nicht in einer Ausfertigung sondern
lediglich in Abschrift oder Kopie vorgelegt wurde und setzt weiter
Gutgläubigkeit der Bank vom Bestehen der Vollmacht voraus (insofern wird die
Änderung der Rspr. zur Nichtigkeit des Geschäftsbesorgungsvertrags und der
Vollmacht - faktisch - berücksichtigt, s. zuletzt BGH WM 2005, 828). Damit
kommt zur Behebung des Vertretungsmangels nur noch eine (nachträgliche)
Genehmigung iSv § 177 I BGB in Betracht. Als eine solche könnte man die
Tatsache betrachten, daß der Anleger und vermeintliche Darlehensnehmer
bereits Rückzahlungen auf das Darlehen gelei-stet hatte. Im Einklang mit der
ganz hM verneint der Senat auch dieses, weil die Genehmigung subjektiv
Genehmigungswillen voraussetzt, der nur dann angenommen werden kann, wenn es
der Anleger bei der Zahlung der Darlehensraten zumindest für möglich
gehalten hat, daß der Darlehensvertrag zwischen ihm und der Bank unwirksam
ist.
Bereits früher hatte der BGH geklärt, daß die Bank der auf Rückzahlung der
Zins- und Tilgungsleistungen gerichteten Kondiktion des Darlehensnehmers in
dieser Fallkonstellation keinen Anspruch auf Rückzahlung der Darlehensvaluta
entgegenhalten kann. Diese hat der Darlehensnehmer nämlich nie empfangen,
weil sie direkt an den Verkäufer gezahlt wurde. Da insofern wegen der
Nichtigkeit der Vollmacht auch keine wirksame bzw. zurechenbare Weisung des
Darlehensnehmers vorliegt, gilt die Zuwendung an den Verkäufer
bereicherungsrechtlich auch nicht als Leistung an ihn, so daß die Bank (im
Wege einer Nichtleistungskondiktion) die Darlehensvaluta nur direkt vom
Verkäufer kondizieren sowie daneben gem. § 179 II BGB den Vermittler auf
Ersatz des Vertrauens-schadens in Anspruch nehmen kann. Das gilt auch im
Falle einer wegen des Vollmachtmangels ebenfalls unwirksamen Zession der
Darlehensforderung durch den vom Anlagevermittler unwirksam vertretenen
vermeintlichen Darlehensnehmer an den Verkäufer der Immobilie (s. die Anm.
zu
BGH v. 20.4.2004 - XI ZR 171/03).
Behandelt werden grundsätzliche Fragen des neuen Verjährungsrechts. Gemäß
Art. 229 § 6 Abs. 1 und 4 EGBGB richtet sich die Verjährung des Anspruchs
nach § 195 BGB (n. F.). Der Lauf dieser regelmäßigen Verjährungsfrist ist
auch in Überleitungsfällen unter Einbeziehung der subjektiven
Voraussetzungen des § 199 Abs. 1 Nr. 2 BGB zu berechnen. Die Kläger hatten
am 1. Januar 2002 nicht die erforderliche Kenntnis, weil ihnen nach den
Feststellungen des Berufungsgerichts das Zwischenfinanzierungsdarlehen nicht
bekannt war. Die Kenntnis der Treuhänderin ist ihnen im Rahmen des § 199
Abs. 1 Nr. 2 BGB nicht entsprechend § 166 Abs. 1 BGB zuzurechnen, weil der
Treuhandvertrag und die erteilte Vollmacht wegen Verstoßes gegen das
Rechtsberatungsgesetz nichtig sind. Deshalb konnte der Senat die wichtige
Frage der Wissenszurechnung bei den subjektiven Voraussetzungen des
Verjährungsbeginns der Senat offen lassen, da der Treuhänder hier wegen der
Unwirksamkeit der Vollmacht jedenfalls kein Wissensvertreter gewesen sei.
Hier geht es nun weiter darum, ob der Darlehensnehmer der Bank im Gegenzug
zur Kondiktion der rechtsgrundlos erbrachten Zins- und Tilgungsleistungen
Herausgabe der Immobilie bzw. der daraus gezogenen Nutzungen (Mieteinnahmen)
schuldet. Das verneint der Senat vollkommen zu Recht: Die Immobilie selbst
hat der Darlehensnehmer nämlich durch eine Leistung des Verkäufers und nicht
des Darlehensgebers erhalten. Abgesehen davon, daß das mit rechtsgrundlos
erlangtem Geld Erworbene nach ganz hM ohnehin kein herausgabepflichtiges
Surrogat iSv § 818 I BGB ist, kommt Nutzungsersatz schon deshalb nicht in
Betracht, weil der Kläger die Darlehensvaluta selbst nie erlangt hatte.
Surrogate und Nutzungen von Surrogaten können nach § 818 I BGB aber von
vorneherein nur dann herausgabepflichtig sein, wenn dem Erlangten selbst
entstammen. Kurz: Selbst wenn - was zu ver-neinen ist - die Immobilie bzw.
die daraus gezogenen Nutzungen ein nach § 818 I BGB herausgabe-pflichtiges
Surrogat der Darlehensvaluta wären, wären sie nicht herausgabepflichtig,
weil schon letz-tere nicht "erlangt" war. Dem ist sowohl dogmatisch wie
teleologisch einschränkungslos zuzustim-men. Wertungsmäßig weiterhin nicht
einzusehen ist freilich, daß im Ausgangspunkt dieser Fälle der Schutz des
vom Vermittler geprellten Anlegers von der Zufälligkeit abhängen soll, ob
beim Abschluß des Darlehensvertrags die (unwirksame) Vollmacht in einer
Ausfertigung oder lediglich in einer Ab-schrift bzw. Kopie vorgelegen hat.
Der materielle Kern der Problematik, nämlich die Abwägung zwischen selbst
zu verantwortender Spekulation des Kunden und Aufklärungspflichten der
finanzieren-den Banken (s. dazu zuletzt BGH WM 2006, 2343) wird dadurch
jedenfalls nicht erfaßt.
Zur Verjährung s. auch
BGH v. 23.9.2008 - XI ZR 262/07.
Zur Zurechung des Wissens von Hilfspersonen s. auch
BGH v. 15.3.2011 - II ZR 301/09.
©sl 2007
Tatbestand:
1 Die Parteien streiten über die Verjährung eines Anspruchs aus
ungerechtfertigter Bereicherung wegen Unwirksamkeit von Darlehensverträgen
zur Finanzierung einer Eigentumswohnung. Dem liegt folgender Sachverhalt
zugrunde:
2 Die Kläger, ein damals 53 Jahre alter Bauhofleiter und seine damals
52-jährige, als Laborantin tätige Ehefrau, wurden 1996 von einer
Anlagevermittlerin geworben, im Rahmen eines Steuersparmodells ohne
Eigenkapital eine noch zu errichtende Eigentumswohnung in M. zu erwerben. Am
5. Dezember 1996 ließen die Kläger einen Treuhandvertrag mit der K. mbH
(nachfolgend: Treuhänderin) notariell beurkunden. Zugleich erteilten sie der
Treuhänderin, die keine Erlaubnis nach dem Rechtsberatungsgesetz besaß, eine
umfassende Vollmacht, sie bei der Vorbereitung, Durchführung und
gegebenenfalls Rückabwicklung des Erwerbs der Eigentumswohnung zu vertreten.
Unter anderem sollte die Treuhänderin den Kauf- und Werklieferungsvertrag,
die Darlehensverträge zur Zwischen- und Endfinanzierung und alle für die
Bestellung der Sicherheiten erforderlichen Verträge abschließen. Eine
Ausfertigung der Vollmachtsurkunde wurde der Beklagten frühestens am 30.
Dezember 1996 übersandt.
3 Bereits am 22. August 1996 hatte die Treuhänderin für die Kläger und
andere Treugeber den notariell beurkundeten Kauf- und Werklieferungsvertrag
abgeschlossen. Spätestens am 20. Dezember 1996 schloss sie ferner für die
Kläger zur Zwischenfinanzierung der Erwerbskosten mit der Beklagten einen
Realkreditvertrag über 223.468,20 DM. Die Darlehensvaluta wurde auf ein von
der Treuhänderin für die Kläger eingerichtetes Erwerbersonderkonto
ausgezahlt und zur Finanzierung des Erwerbs verwendet. Zur Ablösung des
Zwischenfinanzierungskredits schloss die Treuhänderin namens der Kläger am
1. April 1997 mit der Beklagten drei durch Grundschulden gesicherte
Darlehensverträge in Höhe von insgesamt 248.298 DM. Auf diese Darlehen
erbrachten die Kläger insgesamt 37.948,30 € an laufenden Zahlungen.
4 Nach Rücknahme der Klage im Übrigen begehren die Kläger die Rückzahlung
dieses Betrages zuzüglich Prozesszinsen. Sie machen geltend, die Beklagte
habe diesen Betrag ohne Rechtsgrund erlangt. Sie seien weder bei Abschluss
der Darlehensverträge am 1. April 1997 noch - worauf sie ihre Klage in der
Berufungsinstanz hilfsweise gestützt haben - bei Abschluss des
Zwischenfinanzierungskredits wirksam vertreten worden, weil die der
Treuhänderin erteilte Vollmacht gegen das Rechtsberatungsgesetz verstoße.
Die Beklagte hat die Einrede der Verjährung erhoben.
5 Das Landgericht hat die Klage abgewiesen. Auf die Berufung der Kläger hat
das Berufungsgericht der Klage stattgegeben. Mit der - vom Berufungsgericht
zugelassenen - Revision erstrebt die Beklagte die Wiederherstellung des
klageabweisenden landgerichtlichen Urteils.
Entscheidungsgründe:
6 Die Revision ist unbegründet.
I.
7 Das Berufungsgericht hat zur Begründung seiner Entscheidung im
Wesentlichen ausgeführt:
8 Den Klägern stehe der geltend gemachte Zahlungsanspruch aus
ungerechtfertigter Bereicherung zu. Zwar seien die Darlehensverträge vom 1.
April 1997 wirksam zustande gekommen, auch wenn Treuhandvertrag und
Vollmacht wegen Verstoßes gegen das Rechtsberatungsgesetz nichtig seien. Die
Beklagte könne sich aber insoweit auf die Vorschriften der §§ 171, 172 BGB
berufen, weil aufgrund der Beweisaufnahme feststehe, dass ihr bei Abschluss
dieser Verträge eine notarielle Ausfertigung der Vollmacht vorgelegen habe
und deren Nichtigkeit für sie nicht erkennbar gewesen sei. Die Beklagte habe
aber den zur Ablösung des Zwischenfinanzierungsdarlehens aufgewendeten, mit
den Darlehensverträgen vom 1. April 1997 finanzierten Betrag, der mindestens
die Höhe der herausverlangten Zahlungen an die Beklagte erreiche, ohne
Rechtsgrund erlangt. Der durch die Treuhänderin abgeschlossene
Zwischenfinanzierungsvertrag sei unwirksam, weil der Beklagten bei Abschluss
dieses Vertrages die Vollmacht der Treuhänderin weder im Original noch in
notarieller Ausfertigung vorgelegen habe. Der Beklagten stünden insoweit
auch keine Gegenansprüche zu, weil die Kläger die Darlehensvaluta aus dem
Zwischenfinanzierungsvertrag nicht empfangen hätten. Über die
bereitgestellten Gelder habe lediglich die Treuhänderin verfügt, deren
Handeln sich die Kläger mangels wirksamer Vollmacht oder sonstiger
Legitimation nicht zurechnen lassen müssten.
9 Der Bereicherungsanspruch sei auch nicht verjährt. Zwar sei eine Hemmung
der Verjährung erst im Jahr 2005 mit der Geltendmachung des
Bereicherungsanspruchs aus der Zwischenfinanzierung im Berufungsverfahren
eingetreten. Zu diesem Zeitpunkt sei die Verjährungsfrist aber noch nicht
abgelaufen gewesen. Die zunächst maßgebliche dreißigjährige Frist des § 195
BGB a.F. sei am 1. Januar 2002 durch die kürzeren Verjährungsfristen der §§
195, 199 BGB ersetzt worden, wobei nach der Übergangsvorschrift des Art. 229
§ 6 Abs. 4 EGBGB der Fristbeginn der neuen Regelverjährung kenntnisabhängig
i.S. des § 199 Abs. 1 Nr. 2 BGB sei. Diese Kenntnis hätten die Kläger nicht
bereits zu Beginn des Jahres 2002 gehabt. Die Zwischenfinanzierung sei ihnen
selbst unstreitig nicht zur Kenntnis gebracht worden. Zwar sei ihnen die
Kenntnis der Treuhänderin als Wissensvertreterin zuzurechnen. Angesichts der
Unübersichtlichkeit der Rechtslage bei der Zwischenfinanzierung von
Steuersparmodellen, die erst durch das Senatsurteil vom 23. März 2004 (XI ZR
194/02) behoben worden sei, sei der Verjährungsbeginn wegen Rechtsunkenntnis
hinausgeschoben gewesen.
II.
10 Diese Beurteilung hält rechtlicher Überprüfung im Ergebnis stand.
11 1. Zutreffend ist der Ausgangspunkt des Berufungsgerichts, dass der
zwischen den Klägern und der Treuhänderin abgeschlossene umfassende
Treuhandvertrag und die ebensolche Vollmacht wegen Verstoßes gegen Art. 1 §
1 RBerG i.V. mit § 134 BGB nichtig sind (st.Rspr., vgl. BGHZ 145, 265, 269
ff.; Senatsurteile vom 25. April 2006 - XI ZR 29/05, WM 2006, 1008, 1010,
zur Veröffentlichung in BGHZ 167, 223 vorgesehen, und vom 24. Oktober 2006 -
XI ZR 216/05, WM 2007, 116, 117, jeweils m.w.Nachw.). Das Berufungsgericht
hat auch zu Recht - und von der Revision nicht angegriffen - die
Darlehensverträge vom 1. April 1997 als wirksam zustande gekommen angesehen,
weil die der Treuhänderin erteilte Vollmacht nach Rechtsscheingrundsätzen
gemäß §§ 171, 172 BGB als gültig zu behandeln ist. Nach inzwischen
gefestigter Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs sind diese Vorschriften
auch dann anwendbar, wenn die einem Treuhänder erteilte umfassende Vollmacht
wegen Verstoßes gegen das Rechtsberatungsgesetz nichtig ist (vgl.
Senatsurteile vom 25. April 2006 - XI ZR 219/04, WM 2006, 1060, 1062, XI ZR
29/05, aaO, S. 1010, und vom 17. Oktober 2006 - XI ZR 185/05, WM 2007, 110,
112, jeweils m.w.Nachw.). Nach den rechtsfehlerfreien Feststellungen des
Berufungsgerichts lag der Beklagten bei Abschluss der Darlehensverträge am
1. April 1997 eine notarielle Ausfertigung der die Treuhänderin als
Vertreterin der Kläger ausweisenden Vollmachtsurkunde vor (zu dieser
Voraussetzung BGHZ 102, 60, 63; Senatsurteil vom 9. November 2004 - XI ZR
315/03, WM 2005, 72, 75 m.w.Nachw.). Das Berufungsgericht hat ferner
zutreffend erkannt, dass der an die Vorlage einer Vollmachtsausfertigung
anknüpfende Rechtsschein nicht durch § 173 BGB ausgeschlossen war, weil der
Beklagten der Mangel der Vertretungsmacht nicht hätte bekannt sein müssen
(Senatsurteile vom 9. November 2004 - XI ZR 315/03, aaO, und vom 25. April
2006 - XI ZR 29/05, aaO, S. 1012, jeweils m.w.Nachw.).
12 2. Das Berufungsgericht hat des Weiteren zutreffend angenommen, dass die
Beklagte den zur Ablösung des Zwischenfinanzierungskredits aufgewendeten,
mit den Darlehensverträgen vom 1. April 1997 finanzierten Geldbetrag ohne
Rechtsgrund erlangt hat und den Klägern deshalb ein Anspruch aus
ungerechtfertigter Bereicherung zumindest in Höhe der Klageforderung
zusteht.
13 a) Aus dem Zwischenfinanzierungsvertrag hat die Beklagte keine Ansprüche
gegen die Kläger erlangt, weil dieser Vertrag nicht wirksam für die Kläger
abgeschlossen worden ist. Die für die Kläger tätig gewordene Treuhänderin
besaß keine Vertretungsmacht, da die ihr am 5. Dezember 1996 erteilte
umfassende Vollmacht wegen Verstoßes gegen das Rechtsberatungsgesetz
unwirksam war. Die Vollmacht ist auch nicht nach § 172 BGB als wirksam zu
behandeln. Denn bei Vertragsschluss, der nach dem Vortrag der Beklagten am
20. Dezember 1996, nach dem Vorbringen der Kläger im Oktober 1996 erfolgt
ist, lag der Beklagten weder das Original noch eine Ausfertigung der
notariellen Vollmachtsurkunde vor.
14 b) Ein Rechtsgrund für die Überweisung der Darlehensvaluta aus den
Verträgen vom 1. April 1997 zur Tilgung des Zwischenkredits kann auch nicht
in einem Bereicherungsanspruch der Beklagten gefunden werden. Der Beklagten
steht im Zusammenhang mit der Bereitstellung der Darlehensvaluta aus dem
Zwischenfinanzierungsvertrag nach den in der Revisionsinstanz zugrunde zu
legenden Feststellungen des Berufungsgerichts, die von der Revision nicht
angegriffen werden, kein Anspruch aus ungerechtfertiger Bereicherung gegen
die Kläger zu.
15 Die Kläger haben die auf das Erwerbersonderkonto ausgezahlte
Darlehensvaluta aus der Zwischenfinanzierung nicht erhalten, weil dieses
Konto von der Treuhänderin ohne eine wirksame Vollmacht und auch ohne eine
Legitimation nach § 172 BGB eröffnet worden ist. Von diesem Konto ist die
Darlehenssumme aufgrund der Anweisungen der Treuhänderin, die den Klägern
mangels Vertretungsmacht nicht zuzurechnen sind, an die Verkäuferin der
Eigentumswohnung und an andere Beteiligte ausgezahlt worden. Nur diese
Zuwendungsempfänger kann die Beklagte auf Rückerstattung der Darlehensvaluta
in Anspruch nehmen (vgl. Senat BGHZ 147, 145, 150 f.; Senatsurteile vom
23. März 2004 - XI ZR 194/02, WM 2004, 1221, 1226, vom 11. Januar 2005 - XI
ZR 272/03, WM 2005, 327, 329 und vom 27. September 2005 - XI ZR 79/04, BKR
2005, 501, 503).
16 3. Das Berufungsgericht hat schließlich im Ergebnis zutreffend
angenommen, dass der bereicherungsrechtliche Rückzahlungsanspruch - entgegen
der Ansicht der Revision - nicht verjährt ist.
17 a) Nach der für das Verjährungsrecht geltenden Überleitungsvorschrift des
Art. 229 § 6 Abs. 1 Satz 1 EGBGB finden hier die seit dem 1. Januar 2002
geltenden Verjährungsvorschriften Anwendung. Denn der
bereicherungsrechtliche Rückzahlungsanspruch der Kläger war an diesem Tag
noch nicht verjährt. Dieser unterlag ursprünglich der regelmäßigen
dreißigjährigen Verjährungsfrist nach § 195 BGB a.F. (vgl. BGHZ 32, 13,
16; Senatsurteil vom 24. Oktober 2000 - XI ZR 273/99, WM 2000, 2423, 2426).
Die kürzere Frist des § 197 BGB a.F. war nicht anwendbar, weil der
Zwischenfinanzierungskredit nicht in regelmäßig wiederkehrenden Raten,
sondern in einer Summe zu tilgen war (vgl. Senatsurteile vom 24. Oktober
2000 aaO und vom 14. September 2004 - XI ZR 11/04, WM 2004, 2306, 2308).
Die Verjährungsfrist begann gemäß § 198 Satz 1 BGB a.F. mit der Entstehung
des Anspruchs, hier also mit der Rückzahlung des
Zwischenfinanzierungsdarlehens im April 1997. Danach wäre die Verjährung
erst im Jahr 2027 eingetreten.
18 b) Mangels Sonderregelung unterfällt der von den Klägern geltend gemachte
Anspruch aus ungerechtfertigter Bereicherung nach Inkrafttreten des neuen
Verjährungsrechts am 1. Januar 2002 der dreijährigen Regelverjährung des §
195 BGB. Da diese Verjährungsfrist kürzer ist als die bis zum 1. Januar
2002 geltende Regelverjährung, ist sie gemäß Art. 229 § 6 Abs. 4 Satz 1
EGBGB von dem 1. Januar 2002 an zu berechnen, soweit der Verjährungsbeginn
nicht gemäß § 199 Abs. 1 Nr. 2 BGB infolge späterer Kenntnis oder grob
fahrlässiger Unkenntnis der Kläger verschoben worden ist. Entgegen der
Revision ist dies hier der Fall. Da den Klägern die Kenntnis der
Treuhänderin nicht zuzurechnen ist, kommt es auf ihre eigene Kenntnis an.
Kenntnis von der Zwischenfinanzierung haben sie erst im Laufe des Jahres
2004 erlangt, so dass Verjährungsbeginn der 31. Dezember 2004 war (§ 199
Abs. 1 Halbs. 1 BGB).
19 aa) Das Berufungsgericht hat zu Recht angenommen, dass für den Beginn
der Verjährungsfrist nach Art. 229 § 6 Abs. 4 Satz 1 EGBGB i.V. mit § 195
BGB nicht allein der Stichtag des 1. Januar 2002 maßgeblich ist, sondern -
entgegen der Revision - auch die subjektiven Voraussetzungen des § 199 Abs.
1 Nr. 2 BGB vorliegen müssen.
20 (1) In Instanzrechtsprechung und Literatur ist streitig, ob in den von
Art. 229 § 6 Abs. 4 EGBGB geregelten Übergangsfällen die kenntnisabhängige
Dreijahresfrist des § 195 BGB nur dann von dem 1. Januar 2002 an zu
berechnen ist, wenn der Gläubiger in diesem Zeitpunkt gemäß § 199 Abs. 1 Nr.
2 BGB Kenntnis von seinem Anspruch hat oder diese nur infolge grober
Fahrlässigkeit nicht hat.
21 Das wird von der überwiegend vertretenen Auffassung bejaht (OLG
Bamberg NJW 2006, 304; OLG Braunschweig ZIP 2006, 180, 183; OLG Karlsruhe
ZIP 2006, 1855, 1857; OLG Stuttgart ZIP 2005, 2152, 2156; LG Berlin VuR
2005, 457, 458; AnwK-BGB/Budzikiewicz/Mansel Art. 229 § 6 EGBGB Rdn. 60 ff.;
Erman/Schmidt-Räntsch, BGB 11. Aufl., Anh. Vor § 194 zu Art. 229 § 6 EGBGB
Rdn. 9; Finkenauer, in: Ehmann/ Sutschet, Modernisiertes Schuldrecht § 14 S.
317; Henrich, in: Beck'scher Online-Kommentar BGB, Stand: 1. März 2006, §
194 Rdn. 26; MünchKommBGB/Grothe 5. Aufl. Vor § 194 Rdn. 39;
Palandt/Heinrichs, BGB 66. Aufl. Art. 229 § 6 EGBGB Rdn. 1, 6; Bussmann MDR
2005, 1392; Gerneth BKR 2006, 312, 315; Gsell NJW 2002, 2197, 2199; Heß NJW
2002, 253, 258; Karst/Schmidt-Hieber DB 2004, 1766, 1767 f.; Loritz ZfIR
2005, 709, 711; Reiter/Methner VuR 2006, 424 ff.; Rohlfing MDR 2006, 721,
722; Schulte-Nölke/Hawxwell NJW 2005, 2117, 2120; Staudinger ZIP 2004, 1752,
1754).
22 Nach der Gegenansicht beginnt die dreijährige Regelverjährungsfrist stets
am 1. Januar 2002, ohne dass es auf das Vorliegen der subjektiven
Voraussetzungen des § 199 Abs. 1 Nr. 2 BGB ankommen soll (OLG Celle ZIP
2006, 2163, 2166; OLG Hamm WM 2006, 1477, 1480; LG Berlin ZGS 2006, 160; LG
Hannover Nds. Rpfl. 2006, 125, 126; Gottwald, Verjährung im Zivilrecht Rdn.
464 ff.; Assmann/Wagner NJW 2005, 3169, 3172; Münscher WuB I G 5.-7.06;
Wagner BKR 2007, 18).
23 (2) Der erkennende Senat schließt sich der erstgenannten Auffassung
an.
24 (a) Für die Gegenansicht spricht zwar vordergründig der Wortlaut des Art.
229 § 6 Abs. 1 Satz 2 EGBGB, wonach sich der Beginn der Verjährung für den
Zeitraum vor dem 1. Januar 2002 nach den bis zu diesem Zeitpunkt geltenden
Vorschriften bestimmt. Für den hier maßgeblichen Fristenvergleich nach Art.
229 § 6 Abs. 4 Satz 1 EGBGB kann dies aber nicht gelten. Hiergegen spricht
bereits, dass diese Vorschrift nach ihrem Wortlaut nicht nur das weitere
Schicksal einer bereits laufenden Verjährungsfrist regelt, sondern auch eine
Regelung zum Fristbeginn enthält. Denn die kürzere Verjährungsfrist soll
danach nicht am Stichtag des 1. Januar 2002 beginnen, sondern wird von
diesem Tage an "berechnet". Die Berechnung erfordert eine rechtliche
Beurteilung und Entscheidung der Frage des Fristbeginns. Aufgrund dessen
sind die Regelungen des Art. 229 § 6 Abs. 1 Satz 2, Abs. 4 Satz 1 EGBGB
nicht widerspruchsfrei.
25 (b) Bei einer starren Anknüpfung an den Stichtag des 1. Januar 2002 als
Beginn der Verjährung würde sich zudem ein erheblicher Wertungswiderspruch
ergeben.
26 Abweichend von der früheren dreißigjährigen Regelverjährungsfrist, die
kenntnisunabhängig ab Entstehung des Anspruchs lief, ist die regelmäßige
Verjährung im neuen Recht zweigliedrig ausgestaltet. Neben der
kenntnisabhängigen Verjährungsfrist von drei Jahren nach §§ 195, 199 Abs. 1
BGB, die dem Gläubiger ausreichend Zeit geben will, die Durchsetzbarkeit
seines Anspruchs zu prüfen, bestehen die kenntnisunabhängigen Höchstfristen
des § 199 Abs. 2 bis 4 BGB. Nach der von der Revision vertretenen
Gegenansicht wäre in den Übergangsfällen die Dreijahresfrist des § 195 BGB
nicht kenntnisabhängig und daher keine Überlegungsfrist mehr. Bei
Unkenntnis des Gläubigers würde die Verjährung früher eintreten als bei
isolierter Anwendung des bisherigen wie auch des neuen Verjährungsrechts
(OLG Braunschweig ZIP 2006, 180, 183; MünchKommBGB/Grothe aaO Vor § 194 Rdn.
39; Rohlfing MDR 2006, 721, 722). Der Gläubiger würde die längere
Verjährungsfrist des § 195 BGB a.F. verlieren und gleichzeitig nicht in den
Genuss des § 199 Abs. 1 Nr. 2 BGB kommen.
27 (c) Für die Annahme, der Gesetzgeber habe den Überleitungsgläubiger
schlechter stellen wollen, als dies altes und neues Recht isoliert vorsehen,
fehlt jeder Anhaltspunkt (OLG Braunschweig aaO; OLG Karlsruhe ZIP 2006,
1855, 1857; MünchKommBGB/Grothe aaO; Rohlfing aaO). Aus der
Gesetzesbegründung ergibt sich lediglich, dass das fixe Anfangsdatum für die
Fristberechnung in Art. 229 § 6 Abs. 4 Satz 1 EGBGB vermeiden soll, dass
entsprechend dem nach Abs. 1 Satz 1 grundsätzlich anzuwendenden neuen
Verjährungsrecht die kürzere neue Frist am 1. Januar 2002 bereits abgelaufen
ist (BT-Drucks. 14/6040 S. 273 zu § 5 Abs. 3) und deshalb mit Inkrafttreten
der Neuregelung die Verjährung eintreten würde.
28 (d) Der angesprochene, vom Gesetzgeber nicht beabsichtigte
Wertungswiderspruch ist in der Weise aufzulösen, dass bei einem Anspruch,
der der Regelverjährung unterliegt, in den Fristenvergleich nach Art. 229 §
6 Abs. 4 EGBGB in Bezug auf das neue Recht sowohl die kurze,
kenntnisabhängige (§ 195, 199 Abs. 1 BGB), als auch die längere,
kenntnisunabhängige Verjährungsfrist (§ 199 Abs. 2 bis 4 BGB) einzubeziehen
sind; maßgebend ist die im konkreten Fall früher ablaufende Frist. Dabei ist
die Höchstfrist stets von dem 1. Januar 2002 an zu berechnen, während dies
für die regelmäßige Frist des § 195 BGB nur dann gilt, wenn bereits zu
diesem Zeitpunkt die subjektiven Voraussetzungen des § 199 Abs. 1 Nr. 2 BGB
vorlagen.
29 Auf diese Weise kann dem Gesamtsystem und den Wertungen des neuen
Verjährungsrechts Rechnung getragen werden, das nach Art. 229 § 6 Abs. 1
Satz 1 EGBGB möglichst zügig und umfassend zur Anwendung kommen soll (AnwK-BGB/Budzikiewicz/Mansel
Art. 229 § 6 EGBGB Rdn. 1; MünchKommBGB/Grothe aaO Vor § 194 Rdn. 38; Gsell
NJW 2002, 1297, 1299). Dabei wird berücksichtigt, dass der Gesetzgeber die
Einführung der kurzen Regelverjährungsfrist von drei Jahren deshalb als
unbedenklich angesehen hat, weil die Verkürzung der Frist durch den nach dem
subjektiven System hinausgeschobenen Fristbeginn kompensiert wird und die
Höchstfristen die Gefahr der Verjährung von Ansprüchen, die dem Gläubiger
unbekannt sind, auf ein hinnehmbares Maß reduzieren (BT-Drucks. 14/6040 S.
108; Heß NJW 2002, 253, 258; Piekenbrock AnwBl 2005, 737, 738). Dem
Schutzbedürfnis des Gläubigers entspricht es, eine kürzere Verjährungsfrist
erst dann anzuwenden, wenn auch alle Voraussetzungen dieser Frist vorliegen.
Die Interessen des Schuldners werden durch die Höchstfristen aus § 199 Abs.
2 bis 4 BGB und die Regelung des Art. 229 § 6 Abs. 4 Satz 2 EGBGB gewahrt.
30 Diese Auslegung entspricht im Übrigen der Rechtsprechung des
Reichsgerichts zu der das Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuches am 1.
Januar 1900 begleitenden Überleitungsvorschrift des Art. 169 EGBGB, dem Art.
229 § 6 EGBGB nachgebildet worden ist (BT-Drucks. 14/6040 S. 273). Danach
sollte in dem Fall, in dem die Verjährungszeit nach altem Recht länger war
als nach neuem Recht, dieses aber an den Beginn der Verjährung strengere
Erfordernisse stellte als das alte Recht, die Verjährungsfrist des neuen
Rechts erst von dem Zeitpunkt an beginnen, in welchem alle Voraussetzungen
dieser kürzeren Verjährung erfüllt waren (RGZ 73, 434, 439 f.).
31 bb) Entgegen der Auffassung der Revision lagen bei den Klägern die
Voraussetzungen des § 199 Abs. 1 Nr. 2 BGB nicht vor dem 1. Januar 2002 vor,
so dass die Verjährung nicht bereits am 31. Dezember 2004 31. Dezember 2004
eingetreten ist (§ 199 Abs. 1 Halbs. 1 BGB), sondern durch die
Geltendmachung des zuerkannten Bereicherungsanspruchs im Februar 2005 noch
gehemmt werden konnte.
32 (1) Die Kläger selbst hatten vor dem 1. Januar 2002 nicht die
erforderliche Kenntnis von den den Bereicherungsanspruch begründenden
Umständen. Nach den nicht angegriffenen Feststellungen des Berufungsgerichts
war den Klägern das Zwischenfinanzierungsdarlehen damals nicht bekannt. Nach
ihrem Vorbringen haben sie hierüber weder von der Treuhänderin noch von der
Beklagten jemals Unterlagen erhalten, sondern davon erst im Jahr 2004 durch
Parallelverfahren gegen die Beklagte erfahren. Die Beklagte, die als
Schuldnerin die Darlegungs- und Beweislast für Beginn und Ablauf der
Verjährung und damit für die Kenntnis der Kläger gemäß § 199 Abs. 1 Nr. 2
BGB trägt (vgl. OLG Bamberg NJW 2006, 304; OLG Karlsruhe ZIP 2006, 1855,
1858; Palandt/ Heinrichs, BGB 66. Aufl. § 199 Rdn. 46), ist dem nicht
entgegengetreten.
33 Die Unkenntnis der Kläger beruhte auch nicht auf grober Fahrlässigkeit,
obwohl der Treuhandvertrag und die zugehörige Vollmacht mehrfach eine
Zwischenfinanzierung erwähnen. Beide Urkunden sind derart umfassend, dass
die Kläger nicht damit rechnen mussten, dass die Treuhänderin sämtliche
darin genannten Verträge abschließt, ohne sie darüber zu informieren. So ist
in der notariellen Urkunde vom 5. Dezember 1996 neben der
Zwischenfinanzierung z.B. auch die Vorfinanzierung des Eigenkapitals
genannt, die im Fall der Kläger entbehrlich war und nicht abgeschlossen
wurde, weil diese den Kaufpreis vollständig fremdfinanzierten. Danach
mussten die Kläger allein aus der entsprechenden Befugnis der Treuhänderin
weder auf den tatsächlichen Abschluss eines solchen
Zwischenfinanzierungskredits schließen noch sich danach erkundigen.
34 (2) Schließlich hat das Berufungsgericht im Ergebnis zutreffend
angenommen, dass die Voraussetzungen des § 199 Abs. 1 Nr. 2 BGB auch nicht
deshalb gegeben waren, weil die Treuhänderin den Zwischenfinanzierungskredit
kannte. Entgegen der Auffassung des Berufungsgerichts ist den Klägern diese
Kenntnis nicht zuzurechnen.
35 (a) Grundsätzlich müssen die subjektiven Voraussetzungen des § 199 Abs. 1
Nr. 2 BGB in der Person des Gläubigers vorliegen (Erman/ Schmidt-Räntsch,
BGB 11. Aufl. § 199 Rdn. 12; Palandt/Heinrichs aaO § 199 Rdn. 23).
Allerdings hat die Rechtsprechung zu § 852 Abs. 1 BGB a.F., dem § 199 Abs. 1
Nr. 2 BGB nachgebildet ist (BT-Drucks. 14/6040 S. 105, 107), aus dem
Rechtsgedanken des § 166 Abs. 1 BGB abgeleitet, dass auch die Kenntnis eines
"Wissensvertreters" genügt. So muss der Gläubiger, der einen Dritten mit der
Tatsachenermittlung gerade zur Durchsetzung oder Abwehr unter anderem
desjenigen Anspruchs, um dessen Verjährung es konkret geht, beauftragt hat,
dessen Kenntnis gegen sich gelten lassen (BGH, Urteile vom 29. Januar
1968 - III ZR 118/67, NJW 1968, 988 f., vom 22. November 1983 - VI ZR 36/82,
ZIP 1984, 221, 222, vom 19. März 1985 - VI ZR 190/83, NJW 1985, 2583, vom
15. Oktober 1992 - IX ZR 43/92, WM 1993, 251, 258 und vom 19. März 1997 -
XII ZR 287/95, NJW 1997, 2049, 2050). Denn derjenige, der einen anderen mit
der Erledigung bestimmter Angelegenheiten in eigener Verantwortung betraut,
hat sich unabhängig von einem Vertretungsverhältnis das in diesem Rahmen
erlangte Wissen des anderen zurechnen zu lassen (BGHZ 134, 343, 347 f.; BGH,
Urteile vom 19. März 1985 aaO und vom 16. Mai 1989 - VI ZR 251/88, NJW 1989,
2323; Senatsurteil vom 9. Mai 2000 - XI ZR 220/99, WM 2000, 1539, 1541 zu §
819 Abs. 1 BGB).
36 (b) Ob diese Rechtsprechung unverändert auf § 199 Abs. 1 Nr. 2 BGB
übertragen werden kann, obwohl diese Vorschrift nicht nur - wie bisher -
deliktische, sondern auch vertragliche und bereicherungsrechtliche Ansprüche
erfasst, ist umstritten (dafür: AnwK-BGB/Mansel/Stürner § 199 Rdn. 27;
differenzierend Henrich/Spindler, in: Beck'scher OnlineKommentar BGB, Stand:
1. März 2006, § 199 Rdn. 35 ff. m.w.Nachw.). Dies kann jedoch dahinstehen,
weil vorliegend eine Wissenszurechnung entsprechend § 166 Abs. 1 BGB bereits
aus anderen Gründen nicht in Betracht kommt.
37 (c) Eine Zurechnung aufgrund der rechtsgeschäftlichen Bevollmächtigung
der Treuhänderin scheidet aus, weil die ihr erteilte Vollmacht nichtig ist
und die Kläger ihr Handeln nicht genehmigt haben.
38 Entgegen der Ansicht der Revision kann sich die Beklagte im Rahmen des §
199 Abs. 1 Nr. 2 BGB auch nicht mit der Begründung auf §§ 171, 172 BGB
berufen, dass die Treuhänderin im Zeitpunkt der Rückzahlung des
Zwischenfinanzierungskredits durch die Vorlage der Vollmachtsurkunde als
Vertreter der Kläger legitimiert war. Die §§ 171 ff. BGB sind
Anwendungsfälle des allgemeinen Rechtsgrundsatzes, dass zum Schutz des
Rechtsverkehrs derjenige, der einem gutgläubigen Dritten gegenüber
zurechenbar den Rechtsschein einer Bevollmächtigung eines anderen setzt,
sich so behandeln lassen muss, als habe er dem anderen wirksam Vollmacht
erteilt (vgl. BGHZ 102, 60, 64; Senatsurteil
vom 25. März 2003 - XI ZR 227/02, WM 2003, 1064, 1065 f.). Sie gelten nur
dann, wenn das Bestehen der Vertretungsmacht bei Vornahme einer konkreten
Handlung durch den Vertreter in Frage steht. Eine solche Handlung spielt im
Rahmen des § 199 Abs. 1 Nr. 2 BGB ebenso wenig eine Rolle wie der Schutz des
Rechtsverkehrs.
39 (d) Eine Zurechnung der Kenntnis des "Wissensvertreters" kommt zwar auch
dann in Betracht, wenn dieser ohne Vertretungsmacht oder ohne Auftrag
gehandelt hat (BGHZ 117, 104, 107). Dies kann aber nicht gelten, wenn - wie
hier - die Beauftragung und Bevollmächtigung wegen Verstoßes gegen das
Rechtsberatungsgesetz unwirksam sind. Andernfalls würde dem Schutzzweck des
Rechtsberatungsgesetzes, die Rechtsuchenden vor unsachgemäßer Erledigung
ihrer rechtlichen Angelegenheiten zu schützen (BGHZ 37, 258, 262; 153, 214,
220; BGH, Urteil vom 11. Oktober 2001 - III ZR 182/00, WM 2001, 2260, 2262;
Senatsurteil vom 14. Mai 2002 - XI ZR 155/01, WM 2002, 1273, 1274), nicht
hinreichend Rechnung getragen. Mit dieser Zweckrichtung wäre es unvereinbar,
dem Gläubiger die Kenntnis des unbefugten Rechtsberaters, vor dem er
geschützt werden soll, mit der Folge zuzurechnen, dass er möglicherweise
seine Ansprüche, die sich aus dem Verstoß gegen das Rechtsberatungsgesetz
ergeben, wegen Verjährung nicht mehr durchsetzen könnte, obwohl er selbst
keine Kenntnis davon hatte.
40 c) Die zehnjährige Höchstfrist des § 199 Abs. 4 BGB war im Jahr 2005
ebenfalls noch nicht abgelaufen, weil sie gemäß Art. 229 § 6 Abs. 4 Satz 1
EGBGB vom 1. Januar 2002 an zu berechnen ist.
III. 41 Die Revision war demnach als unbegründet zurückzuweisen.
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