Internationales Privatrecht I
- Allgemeiner Teil -

Wintersemester 2003/2004

 


Zeit: Montag, 11.30 s.t. - 13.00 Uhr
Ort: Raumänderung:
Hauptgebäude Hs. 112
Beginn: 20.10.2003
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Gliederung der Vorlesung




§ 1 Funktion und Bedeutung des IPR

  1. Gegenstand und Funktion des IPR (Art. 3 I EGBGB)
     
    1. Einführungsfälle - Notwendigkeit des IPR
    2. Name, Begrifflichkeit
    3. Die Staatlichkeit des IPR
    4. Öffentliches Recht oder Privatrecht?
       
  2. Abgrenzung zu anderen Materien
     
    1. IPR und Internationales Zivilprozeßrecht (IZPR)
    2. IPR und materielles Recht (Sachrecht)
    3. IPR und Einheitsprivatrecht
      1. UN-Kaufrecht (CISG)
      2. Wechsel- und Scheckrecht
      3. Transportrecht (CMR)
      4. Factoring
    4. IPR und Europarecht
    5. IPR und Völkerrecht
    6. IPR und Rechtsvergleichung
    7. Andere Kollisionsrechte
      1. Interlokales Recht
      2. Intertemporales Recht
      3. Interpersonales Recht
      4. Internationales Strafrecht
      5. Internationales Öffentliches Recht

Literaturhinweise (Auswahl, weitere Hinweise s. die Literaturliste)

v.  Bar/Mankowski IPR I, §§ 1 - 5
v. Hoffmann, IPR, § 1
Junker, IPR § 1 Rn. 1 - 58
Kegel/Schurig, IPR, § 1
Kropholler IPR § 1, 8, 10 - 12
Rauscher IPR S. 1 - 5

s. auch die Broschüre des Bundesjustizministeriums "Internationales Privatrecht" (pdf, Stand: Oktober 1999)


§ 2 Geschichte des IPR

  1. Antike
     
    1. Lex originis und lex fori: Personalitätsprinzip und die Rechtlosigkeit des Fremden
    2. ius gentium: Materielles Sonderrecht für Fremde

  2. Völkerwanderung und Hochmittelalter: Erste Tendenzen zur Anwendung fremden Rechts (Personalitätsprinzip und Territorialitätsprinzip)

  3. Statutenlehre (1300 - 1800)
     
    1. Entwicklung in Oberitalien (12, 13. Jhdt.)
      1. Ausgangspunkt: Die Notwendigkeit der Regelung des Gesetzeskonflikts
      2. Aldricus: "consuetudo, quae potior et utilior videtur" ("better-law-approach")
      3. Statutentheorie (Bartulus de Sassoferrato, Baldus des Ubaldis)
        1. Statuta personalia: lex originis
        2. Statuta realia: lex rei sitae
        3. Statuta mixta: lex loci actus
    2. Fortentwicklung in Frankreich (16. Jhdt.)
      1. Charles Dumoulin: Anknüpfung an den Parteiwillen, Anknüpfung der statuta personalia an das domicile
      2. Bertrand d'Argentré: "Les coûtumes sont réelles"
    3. Niederländer im 17. Jhdt.: Verbindung der Statutenlehre mit naturrechtlichen Gedanken und der staatlichen Souveränität: comitas-Lehre (Ulrich Huber)

  4. Privatrechtskodifikationen der Aufklärung (Codex Maximilaneus, PrALR, AGBGB, Code Civil)

  5. Rezeption der comitas-Lehre im anglo-amerikanischen Rechtskreis im 18./19. Jhdt.
     
    1. USA: Comity of nations, domicile-Anknüpfung (Joseph Story)
    2. England: Jurisdiction und lex fori-Prinzip

  6. Überwindung der Statutenlehre in Deutschland
     
    1. Carl Georg Wächter
    2. Friedrich Karl von Savigny
      1. Comitas als Ausgangspunkt
      2. Der "Sitz des Rechtsverhältnisses": Domizil-Anknüpfung

  7. Moderne Entwicklung des europäischen IPR
     
    1. Italienische Rechtsschule: Nationalität, Staatsangehörigkeitsprinzip (Mancini)
    2. Die Entwicklung in Frankreich
    3. US-amerikanische Theorien
      1. Restatement Second of the Conflict of Laws 1972: "most significant relationship", "policies"
      2. "lex-fori-approach" (Ehrenzweig)
      3. "Governmental interest analysis" (Currie)
      4. Der "Better-law-approach", bestimmt von "choice influencing considerations" (Leflar)
    4. Moderne Kodifikationen
Literaturhinweise:  
  v.  Bar/Mankowski IPR I, § 6
v. Hoffmann, IPR, § 2 Rn. 1 ff
Junker, IPR Rn. 60 ff
Kegel/Schurig, IPR, § 3
Kropholler IPR § 2
Rauscher IPR S. 6 - 10

Umfassend:
Gutzwiller, Geschichte des IPR (1977)

Jayme JuS 1988, 933 Pasquale Stanislao Mancini (1817-1888): Die Nation als Rechtsbegriff im internationalen Privatrecht.
Umfassende Darstellung:  
  Gutzwiller, Geschichte des IPR (1977)

§ 3 Ziele und Interessen des IPR

  1. Materiell-privatrechtliche und international-privatrechtliche Gerechtigkeit

  2. Parteiinteressen

  3. Verkehrsinteressen

  4. Ordnungsinteressen
     
    1. Äußerer Entscheidungseinklang
    2. Innerer Entscheidungseinklang
    3. Rechtssicherheit und Vorhersehbarkeit
    4. Sonstige Ordnungsinteressen
      1. "Heimwärtsstreben" als legitimes Interesse?
      2. Durchsetzbarkeit (Art. 3 Abs. 3 EGBGB)

  5. Materiellrechtliche Wertungen: Sachlich bestes Recht versus räumlich bestes Recht (Art. 6 EGBGB)

  6. Staatsinteressen
     
    1. Sonderanknüpfungen
    2. Eingriffsnormen (Art. 34 EGBGB)
    3. ordre public (Art. 6 EGBGB)
Übersichtsfolien (pdf):  
  Interessen im IPR
  Interner und internationaler Entscheidungseinklang
Literaturhinweise:  
  v. Hoffmann, IPR, § 1 Rn. 1 ff
Junker IPR Rn. 80 ff
Kegel/Schurig, IPR, § 2 S. 113 ff
Kropholler IPR §§ 4 - 7
Rauscher IPR S. 12 - 17

§ 4 Rechtsquellen des IPR

  1. Nationales (autonomes) Recht: Entwicklung und Reformbestrebungen
     
    1. EGBGB 1900
    2. RAG-DDR 1975
    3. IPR-Neuregelungsgesetz 1986
    4. Neuregelung des IPR der außervertraglichen Schuldverhältnisse und des Sachenrechts 1999
    5. Jüngste Änderungen
    6. Kollisionsnormen außerhalb des EGBGB
    7. Gesetzlich nicht geregelte Bereiche
    8. Systematik des EGBGB
      1. Allgemeiner Teil des IPR (Artt. 3 ff EGBGB)
      2. Struktur des Besonderen Teils (Artt. 7 ff EGBGB)

  2. Staatsverträge
     
    1. Multilaterale Übereinkommen
      1. Die Abkommen der Haager Konferenz für IPR (zur Arbeit der Haager Konferenz s. auch die Power-Point-Präsentation der Konferenz)
      2. UN-Übereinkommen
      3. Abkommen im Zusammenhang mit der EG
    2. Bilaterale Übereinkommen
      1. Freundschafts-, Handels- und Schiffahrtsvertrag mit den USA.
      2. Deutsch-iranisches Niederlassungsabkommen
      3. Deutsch-türkisches Nachlaßabkommen
    3. Konventionskonflikte
       
  3. IPR und Grundgesetz
     
    1. Kollisionsnormen und Grundgesetz (BVerfGE 31, 48 "Spanierbeschluß")
    2. Rechtsanwendungsergebnis und Grundgesetz (Art. 6 EGBGB)

  4. IPR und Europarecht
     
    1. Europäisches Kollisionsrecht
    2. Europarechtskonformität des autonomen IPR
    3. Mittelbare horizontale Direktwirkung von Richtlinien

  5. Rangfolge der Normen (Art. 3 II EGBGB)
     

Literaturhinweise:

 
  v.  Bar/Mankowski IPR I, §§ 3, 4
v. Hoffmann, IPR, § 1 Rn. 42 ff
Kegel/Schurig, IPR, § 4 S. 182 ff
Rauscher IPR S. 17 - 25

Weiterführende Links:

 
  Haager Konferenz für IPR (alle Konventionen im Volltext)
Power-Point-Präsentation der Konferenz

Rechtsprechung:

 
BVerfGE 31, 58 ff IPR und Grundrechte I: Verfassungsmäßigkeit von Kollisionsnormen, ordre public (Art. 6 EGBGB, Art. 30 EGBGB a.F.) und Grundrechte ("Spanier"-Beschluß)
BVerfG NJW 1983, 1986 IPR und Grundrechte II: Die Nichtigerklärung von Art. 15 EGBGB a.F. (Anschluß an BVerfGE 31, 58 - "Spanierbeschluß")
BVerfG v. 18.12.2002 - 1 B BvR 108/96 IPR und Grundrechte III: Kollisionsrecht und Gleichberechtigungsgrundsatz im internationalen Ehegüterrecht:: Das "Weiterleben" des Mannesrechts nach Art. 220 Abs. 3 S. 1 Nr. 2 EGBGB
EuGH Urteil v. 9.3.1999, Rs. C-212/97 "Centros", Slg. I 1999, 1459 = NJW 1999, 2027 IPR und Europarecht: Sitztheorie im Internationalen Gesellschaftsrecht und Niederlassungsfreiheit des EG-Vertrags (Art. 43 EGV, ex-Art. 52 EGV)

Material:

 
Wiener UN-Konvention über das Recht der Verträge v. 23.5.1969, BGBl. 1985 II S. 926:

Art. 30 Anwendung aufeinanderfolgender Verträge über denselben Gegenstand

(1) Vorbehaltlich des Artikels 103 der Charta der Vereinten Nationen bestimmen sich die Rechte und Pflichten von Staaten, die Vertragsparteien aufeinanderfolgender Verträge über denselben Gegenstand sind, nach den folgenden Absätzen.
(2) Bestimmt ein Vertrag, dass er einem früher oder später geschlossenen Vertrag untergeordnet ist oder nicht als mit diesem unvereinbar anzusehen ist, so hat der andere Vertrag Vorrang.
(3) Sind alle Vertragsparteien eines früheren Vertrags zugleich Vertragsparteien eines späteren, ohne dass der frühere Vertrag beendet oder nach Artikel 59 suspendiert wird, so findet der frühere Vertrag nur insoweit Anwendung, als er mit dem späteren Vertrag vereinbar ist.
(4) Gehören nicht alle Vertragsparteien des früheren Vertrags zu den Vertragsparteien des späteren,
a) so findet zwischen Staaten, die Vertragsparteien beider Verträge sind, Absatz 3 Anwendung;
b) so regelt zwischen einem Staat, der Vertragspartei beider Verträge ist, und einem Staat, der Vertragspartei nur eines der beiden Verträge ist, der Vertrag, dem beide Staaten als Vertragsparteien angehören, ihre gegenseitigen Rechte und Pflichten.
(5) Absatz 4 gilt unbeschadet des Artikels 41 sowie unbeschadet aller Fragen der Beendigung oder der Suspendierung eines Vertrags nach Artikel 60 und aller Fragen der Verantwortlichkeit, die sich für einen Staat aus Abschluss oder Anwendung eines Vertrags ergeben können, dessen Bestimmungen mit seinen Pflichten gegenüber einem anderen Staat auf Grund eines anderen Vertrags unvereinbar sind.

 

§ 5 Kollisionsnormen, kollisionsrechtliche Hilfsnormen und Sachnormen

  1. Sachnorm und Kollisionsnorm
     
    1. Tatbestand und Rechtsfolge von Sachnormen
    2. Tatbestand und Rechtsfolge von Kollisionsnormen
    3. Selbständige und unselbständige Kollisionsnormen
    4. Kollisionsrechtliche Hilfsnormen

  2. Begriff und Aufbau von Kollisionsnormen
     
    1. Anknüpfungsgegenstand (Verweisungsgegenstand)
    2. Anknüpfungsmoment (Anknüpfungspunkt)
      1. Staatsangehörigkeit
      2. Wohnsitz
      3. Gewöhnlicher Aufenthalt
      4. Belegenheit
      5. Handlungsort, Tatort
      6. "Engste Verbindung"
      7. Parteiwille
      8. lex fori
    3. Anknüpfungstechniken
      1. Alternativanknüpfung, subsidiäre Anknüpfung ("Anknüpfungsleitern")
      2. Kumulative (gekoppelte) Anknüpfung
      3. Akzessorische Anknüpfung
      4. Ausweichklauseln
      5. Unwandelbare und wandelbare Anknüpfung, Versteinerung und Statutenwechsel
        1. Unwandelbare Anknüpfung und "Versteinerung"
        2. Arten des Statutenwechsels
        3. Folgen, "wohlerworbene Rechte"
    4. Einseitige und mehrseitige Kollisionsnormen
    5. Exklusivnormen
    6. Versteckte Kollisionsnormen
    7. Anknüpfungsergebnis: Das verwiesene Recht ("Statut")

  3. Abgrenzung von anderen Normen
     
    1. (Selbstbegrenzende) Sachnormen
    2. Sachnormen mit auslandsbezogenen Tatbestandselementen ohne kollisionsrechtlichen Gehalt
    3. Eingriffsnormen (lois d'application immédiate)

Literaturhinweise:

 
 

v. Bar/Mankowski, IPR I § 4 III 3 (Eingriffsnormen), § 7 I (Grundfragen der Anknüpfung)
v. Hoffmann
, IPR, § 4 Rn. 1 ff
Kegel/Schurig, IPR, § 6
Kropholler IPR §§ 13, 19, 20
Rauscher IPR S. 33 - 40

Kegel IPRax 1996, 309 The Conflict-of-Laws Machine - Zusammenhang im Allgemeinen Teil des IPR

Rechtsprechung:

 
OLG Nürnberg NJW-RR 1998, 2 Rechtsfolgen einer Doppelehe im IPR: Kumulative Anknüpfung und der Grundsatz des "ärgeren Rechts"
OLG Stuttgart FamRZ 2003, 1669 Ehescheidungsstatut (Art. 17 EGBGB), „versteckte Rückverweisung“ (hidden renvoi) bei spiegelbildlicher „jurisdiction“

§ 6 Anwendung von Kollisionsnormen

  1. Zwingender Charakter des IPR
     
    1. Die Lehre vom fakultativen Kollisionsrecht

    2. Zwingender Charakter und kollisionsrechtliche Privatautonomie

       

  2. Qualifikation
     
    1. Problemstellung
      1. Systemunterschiede zwischen der lex fori und ausländischem Recht
      2. Unbekannte Rechtsinstitute einer ausländischen Rechtsordnung
    2. Qualifikationsmethoden
      1. lex fori
      2. lex causae, Qualifikationsverweisung
      3. Rechtsvergleichende Qualifikation
      4. Funktionelle Qualifikation
      5. Autonome Qualifikation (Staatsvertragliche Kollisionsnormen)

         
    Literaturhinweise:  
      v. Bar/Mankowski, IPR I § 7 II
    v. Hoffmann, IPR, § 6 Rn. 1 - 30
    Kegel/Schurig, IPR, § 7
    Kropholler IPR §§ 15 - 18
    Rauscher IPR S. 95 - 104
    Kegel IPRax 1996, 309 The Conflict-of-Laws Machine - Zusammenhang im Allgemeinen Teil des IPR
    Hebert JuS 2000, 254 Fallbearbeitung und Qualifikationsprobleme im Internationalen Privatrecht.
    Rechtsprechung:  
    RGZ 7, 21 ff Qualifikation im IPR bei Systemunterschieden ("Nachfrage"): Die "unsterbliche Blamage" des Reichsgerichts ("Tennessee-Wechsel-Fall")
    BayObLGZ 1999, 163 Qualifikation im IPR: Anknüpfung dem eigenen materiellen Recht nicht (mehr) bekannter Rechtsinstitute (Legitimation des nichtehelichen Kindes)
    OLG Karlsruhe NJW 1990, 1420 Qualifikation von § 1371 BGB
    LG Mosbach ZEV 1998, 498 = JuS 1999, 296 = IPRspr. 1997, 119 Qualifikation von § 1371 BGB, Angleichung bei Normenhäufung
    BGHZ 24, 352 und BGHZ 144, 251 Rück- und Weiterverweisung, Qualifikationsverweisung: Bewegliches und unbewegliches Vermögen
    BGHZ 29, 137 Qualifikation im Internationalen Privatrecht: Stellvertretung bei der Eheschließung als Formfrage ("Handschuhehe")
    BGHZ 47, 324 Qualifikation im IPR: lege fori-Qualifikation dem inländischen Recht unbekannter Rechtsinstitute (Trennung von Tisch und Bett)
    BGH NJW 1987, 2161 Qualifikation im Internationalen Privatrecht: Islamisch-rechtliche Morgengabe
    OLG Düsseldorf FamRZ 1998, 1627 Qualifikation, Vorfrage und Substitution im Internationalen Privatrecht: Das Erbrecht des Adoptivkindes
    OLG Frankfurt/Main FamRZ 2001, 293 Prozeßrechtliche Qualifikation eines obligatorischen Versöhnungsversuchs vor der Ehescheidung (Kroatien)

     

  3. Das "Personalstatut" (Art. 5 EGBGB)
     

    1. Staatsangehörigkeitsanknüpfung (Art. 5 I EGBGB)
      1. Internationales Staatsangehörigkeitsrecht
      2. Grundzüge des deutschen Staatsangehörigkeitsrechts
      3. Mehrfache Staatsangehörigkeit (Art. 5 I EGBGB)
        1. Grundsatz der effektiven Staatsangehörigkeit (Art. 5 I 1 EGBGB)
        2. Vorrang der deutschen Staatsangehörigkeit (Art. 5 I 2 EGBGB)
        3. Sachlicher Anwendungsbereich der Regelung, Ausnahmen

    2. Staatenlose, Personen unbekannter Staatsangehörigkeit
      1. New Yorker UN-Übereinkommen über die Rechtsstellung der Staatenlosen v. 28.9.1954
      2. Autonomes Recht (Art. 5 II EGBGB)

    3. Flüchtlinge und Vertriebene
      1. Internationale Flüchtlinge
        1. UN-Abkommen über die Rechtsstellung der Flüchtlinge vom 28.7.1951 ("Genfer Flüchtlingskonvention")
          1. Zweck
          2. Persönlicher Anwendungsbereich: Flüchtlingseigenschaft
          3. Feststellung der Flüchtlingseigenschaft, Verhältnis zum AsylVfG
          4. Kollisionsrechtliche Behandlung von Flüchtlingen - Personalstatut (Art. 12 GK)
        2. Gesetz zur Neuregelung des Asylverfahrens v. 26.6.1992 (AsylVfG)
          1. Zweck
          2. Persönlicher Anwendungsbereich: Anerkannte Asylberechtigte
          3. Kollisionsrechtliche Behandlung von anerkannten Asylberechtigten - Personalstatut (§ 2 Abs. 1 AsylVfG)
          4. Verhältnis zur Genfer Flüchtlingskonvention
        3. Gesetz über Maßnahmen für im Rahmen humanitärer Hilfsaktionen aufgenommene Flüchtlinge v. 22.7.1980
        4. AHK-Gesetz Nr. 23 über die Rechtsverhältnisse verschleppter Personen und Flüchtlinge v. 17.3.1950 iVm Gesetz über die Rechtsstellung heimatloser Ausländer im Bundesgebiet v. 25.4.1951
      2. Volksdeutsche Flüchtlinge und Vertriebene (Art. 9 Abs. 2 Ziff. 5 FamRÄndG iVm Art. 116 GG)
        1. Persönlicher Anwendungsbereich
        2. Kollisionsrechtliche Behandlung

    4. Aufenthaltsanknüpfung
      1. Gewöhnlicher Aufenthalt
      2. Änderung des gewöhnlichen Aufenthalts ohne/gegen den Willen des gesetzlichen Vertreters (Art. 5 III EGBGB)
      3. Schlichter Aufenthalt
      4. "Domicile"-Begriff des anglo-amerikanischen Rechtskreises
         
    Literaturhinweise:  
      v. Bar/Mankowski , IPR I § 7 I 3
    v. Hoffmann, IPR, § 5 Rn. 1 - 84
    Kegel/Schurig, IPR, § 13
    Kropholler IPR §§ 37 - 39
    Rauscher IPR S. 41 - 60

  4. Vorfrage, Erstfrage, Nachfrage und Teilfrage
     
    1. Problemstellungen, Terminologie und Beispiele
    2. Lösungsalternativen
    3. Selbständige oder unselbständige Vorfragenanknüpfung?
       
    Literaturhinweise:  
      v. Bar/Mankowski , IPR I § 7 III
    v. Hoffmann, IPR, § 6 Rn. 42 - 72
    Kegel/Schurig, IPR, § 9
    Kropholler IPR § 32
    Rauscher IPR S. 105 - 120
    Kegel IPRax 1996, 309 The Conflict-of-Laws Machine - Zusammenhang im Allgemeinen Teil des IPR
    Rechtsprechung:
    OLG Hamm NJW-RR 1993, 838 Selbständige Anknüpfung der Vorfrage einer bestehenden Ehe des Erblassers, deutsches Scheidungsurteil
    OLG Düsseldorf FamRZ 1998, 1627 Qualifikation, Vorfrage und Substitution im Internationalen Privatrecht: Das Erbrecht des Adoptivkindes
    BGH NJW 2002, 1268 Aufhebung einer bigamischen Ehe, Eheschließungsstatut, Vorfrage der Auflösung der Vorehe, Rechtsschutzbedürfnis
    BayObLG NJW FamRZ 2003, 310

    Unselbständige Vorfragenanknüpfung im internationalen Namensrecht und (absolute) Wirkung inländischer Statusurteile

  5. Anknüpfungserschleichung (Gesetzesumgehung, fraus legis, fraude à la loi)
     
    1. Echte Gesetzesumgehung
    2. Unechte Gesetzesumgehung (Rechtsumgehung)
       
    Literaturhinweise:  
      v. Bar/Mankowski , IPR I § 7 I 11
    v. Hoffmann, IPR, § 6 Rn. 122 - 135
    Kegel/Schurig, IPR, § 14
    Kropholler IPR § 23

  6. Scheitern der Anknüpfung (Nichtermittelbarkeit der anzuwendenden Rechtsordnung)

  7. Unteranknüpfung bei Mehrrechtsstaaten (Art. 4 III EGBGB)
     
    1. Phänomene: Interlokale, interpersonale und interreligiöse Rechtsspaltung
    2. Notwendigkeit der Unteranknüpfung
    3. Gesamtstaatliches IPR der verwiesenen Rechtsordnung
    4. Gesamtstaatliches ILR der verwiesenen Rechtsordnung
    5. Engste Verbundenheit
    6. Rück- und Weiterverweisung
       
    Literaturhinweise:  
      v. Bar/Mankowski , IPR I § 4 IV
    v. Hoffmann, IPR, § 6 Rn. 117 - 121
    Kegel/Schurig, IPR, § 11
    Kropholler IPR §§ 29, 30
    Rauscher IPR S. 84 - 88
    Otto IPRax 1994, 1 ff Die Bedeutung des Art. 4 Abs. 3 EGBGB bei Verweisung auf das Recht eines Mehrrechtsstaats
    Rauscher IPRax 1987, 206 Die Ausschaltung fremden interlokalen Rechts durch Art. 4 III S. 1 EGBGB
    Spickhoff JZ 1993, 336 Die engste Verbindung im interlokalen und internationalen Familienrecht
    Rechtsprechung:  
    OLG Düsseldorf FamRZ 1995, 1202 Unteranknüpfung bei Mehrrechtsstaaten (Art. 4 III EGBGB) – interlokales Privatrecht der verwiesenen Rechtsordnung, „engste Verbindung“

  8. Sachnormverweisung und Gesamtverweisung: Der renvoi (Art. 4 I, II EGBGB)
     
    1. Die "Entdeckung" der Problems: Cass. Civ. vom 5.5.1875, 24.6.1878 und 22.2.1882 ("Forgo")
    2. Sachnormverweisung, Rückverweisung (renvoi au premier degré) und Weiterverweisung (renvoi au second degré)
      1. Internationaler Entscheidungseinklang
      2. "Heimwärtsstreben"
    3. Gründe für den renvoi
      1. Abweichende Anknüpfungsmomente der verwiesenen Rechtsordnung
      2. Abweichende Qualifikation (renvoi kraft abweichender Qualifikation)
    4. Grundsatz der Gesamtverweisung (Art. 4 I EGBGB)
    5. Ausnahmen (Sachnormverweisungen)
      1. Ausdrückliche Verweisung auf Sachnormen (Art. 3 I 2 EGBGB)
      2. Staatsvertragliches Kollisionsrecht
      3. Sinnvorbehalt (Art. 4 I 1 Hs. 2 EGBGB)
      4. Rechtswahl (Art. 4 II EGBGB)
    6. Die Anwendung ausländischen Kollisionsrechts
      1. Qualifikation lege causae und Qualifikationsrenvoi
      2. Annahme der Verweisung
      3. Offene und versteckte Rück- und Weiterverweisung ("hidden renvoi")
      4. Rückverweisung als Sachnormverweisung (Art. 4 I 2 EGBGB)
      5. Rückverweisung und ordre public
      6. Weiterverweisung
      7. Reichweite des renvoi, kollisionsrechtliche Rechtsspaltung
      8. Das Versagen des renvoi als Mittel zur Herstellung internationalen Entscheidungseinklangs und die foreign court theory
      9. Nichtfeststellbarkeit ausländischen Kollisionsrechts
         
    Literaturhinweise:  
      v. Bar/Mankowski , IPR I § 7 IV
    v. Hoffmann
    , IPR, § 6 Rn. 73 - 116
    Kegel/Schurig, IPR, § 10
    Kropholler IPR §§ 24, 25
    Rauscher IPR S. 73 - 81
    Ebenroth/Eyles IPRax 1989, 1 Der Renvoi nach der Novellierung des deutschen internationalen Privatrechts
    Kartzke IPRax 1988, 8 Renvoi und Sinn der Verweisung
    Rauscher NJW 1988, 2151 Sachnormverweisung aus dem Sinn der Verweisung
    Mäsch RabelsZ 61 (1997) 285 ff Der Renvoi - Plädoyer für die Begrenzung einer überflüssigen Rechtsfigur
    Bauer Jura 2002, 800 ff Der Streit um das Kind kennt keine Grenzen (Erörterung des "versteckten renvoi" an einem Fallbeispiel)
    Rechtsprechung:  
    Cour de Cassation (Frankreich) v. 24.6.1878 und vom 22.2.1882 Die Geburt des "renvoi" (s. Art. 4 EGBGB): Anwendung französischen Erbrechts, wenn das vom französischen IPR berufene ausländische Kollisionsrecht (hier: Bayerisches Recht) auf französisches Recht zurückverweist (Fall "Forgo")
    Chancery Division, In re Ross [1930] 1 Ch. 377 = [1929] All E.R. 456 Abbruch des Renvoi und "foreign court theory": Erbfolge nach einer in Italien domizilierten Engländerin aus der Sicht englischer Gerichte
    BGHZ 24, 352 und BGHZ 144, 251 Rück- und Weiterverweisung, Qualifikationsverweisung: Bewegliches und unbewegliches Vermögen
    OLG Stuttgart FamRZ 1997, 958 "Versteckte" bzw. "hypothetische" Rückverweisung ("hidden renvoi") - USA
    OLG Stuttgart FamRZ 2003, 1669 Ehescheidungsstatut (Art. 17 EGBGB), „versteckte Rückverweisung“ (hidden renvoi) bei spiegelbildlicher „jurisdiction“

  9. Gesamtstatut und Einzelstatut (Art. 3 III EGBGB)
     
    1. Zweck
    2. Materiellrechtliche Sondervorschriften
    3. Kollisionsrechtliche Sondervorschriften
      1. "Einzelstatut bricht Gesamtstatut"
      2. "Gesamtstatut vs. Gesamtstatut"
    4. Folge: Kollisionsrechtliche Rechtsspaltung
    5. Hauptanwendungsfälle: Erbrecht und Ehegüterrecht
       
    Literaturhinweise:  
      v. Bar/Mankowski , IPR I § 7 I 4
    v. Hoffmann, IPR, § 4 Rn. 19, § 9 Rn.61 - 63
    Kegel/Schurig, IPR, § 12 I, II
    Kropholler IPR § 26
    Rauscher IPR S. 121 - 123
    Solomon IPRax 1997, 81 Der Anwendungsbereich von Art. 3 III EGBGB - dargestellt am Beispiel des internationalen Erbrechts
    Rechtsprechung:  
    BayObLG NJW-RR 1990, 1033 "Einzelstatut bricht Gesamtstatut" - kollisionsrechtliche Nachlaßspaltung durch Art. 3 Abs. 3 EGBGB (Frankreich)
    BayObLG NJW 2003, 216 Vorrang des Einzelstatuts (Art. 3 III EGBGB) und kollisionsrechtliche Nachlaßspaltung (deutsch-deutsches Erbrecht); verfahrensrechtliche und materiellrechtliche Folgen der Nachlaßspaltung (Erbscheinserteilung)

 

§ 7 Ermittlung und Anwendung des materiellen Rechts

  1. Die Ermittlung ausländischen Rechts (§ 293 ZPO)

  2. Nichtermittelbarkeit ausländischen Rechts

  3. Die Anwendung ausländischen Rechts

  4. Revisibilität der Anwendung ausländischen Rechts (§§ 545, 560 ZPO)

  5. Einfluß auf die sachliche Zuständigkeit im Rechtsmittelverfahren (§ 119 I Nr. 1 c GVG)
     
    Literaturhinweise:  
      v. Bar/Mankowski , IPR I § 5 II - IV Kegel/Schurig, IPR, § 15I
    Kropholler IPR § 59
    Rauscher IPR S. 338 f
    Sommerlad/Schrey NJW 1991, 1377 ff Die Ermittlung ausländischen Rechts im Zivilprozeß und die Folgen der Nichtermittlung
    Kindl ZZP 111 (1998) 177 ff Ausländisches Recht vor deutschen Gerichten
    Kronke IPRax 1992, 303 ff Beweisrechtliche Havarie - Internationalsachenrechtliche gute Reise: Venezolanische Schiffspfandrechte vor deutschen Gerichten
    Pfeiffer NJW 2002, 3306 ff Die revisionsrechtliche Kontrolle der Anwendung ausländischen Rechts
    Rechtsprechung:  
    BGH NJW 1991, 1418 Umfang der Pflicht zur Ermittlung des ausländischen Rechts (§ 293 ZPO)
    BGH v. 23.6.2003, II ZR 305/01 Pflicht zur Ermittlung ausländischen Rechts, Verletzung von § 293 ZPO
    BGH v. 12.11.2003 - VIII ZR 268/02 Überprüfung der Frage des anwendbaren Rechts sowie dessen Ermittlung durch das Revisionsgericht

  6. Vorbehaltsklauseln - ordre public (Art. 6 EGBGB)
     
    1. Zweck
    2. Arten von Vorbehaltsklauseln
      1. Eingriffsnormen (positiver ordre public, lois d'application immédiate)
      2. Exklusivnormen
      3. Spezielle Vorbehaltsklauseln
      4. Retorsion (Art. 86 S. 2 EGBGB)
      5. Generalklausel (Art. 6 EGBGB)
      6. Anerkennungsrechtlicher ordre public
    3. Anwendungsbereich
      1. Ausländisches staatliches Recht
      2. Staatsvertragliches Kollisionsrecht
    4. Spezielle Vorbehaltsklauseln, Exklusivnormen
    5. Prüfungsgegenstand und Prüfungsmaßstab
      1. Ergebnis der Rechtsanwendung
      2. Unvereinbarkeit mit wesentlichen Grundsätzen des deutschen Rechts, Grundrechtsverstoß
      3. Inlandsbezug
    6. Rechtsfolgen eines ordre public-Verstoßes
      1. Nichtanwendung
      2. Lückenfüllung
    7. Ausländischer ordre public
       
    Literaturhinweise:  
      v. Bar/Mankowski , IPR I § 7 VIII
    v. Hoffmann, IPR, § 6 Rn. 136 - 154
    Kegel/Schurig, IPR, § 16
    Kropholler IPR § 36
    Rauscher IPR S. 127 - 133
    Spickhoff JZ 1991, 323 Eheschließung, Ehescheidung und ordre public
    Lorenz IPRax 1999, 429 "RGZ 106, 82 ff. revisited": Zur Lückenfüllungsproblematik beim ordre public in "Ja/Nein-Konflikten "
    Lorenz IPRax 1993, 148 ff Islamisches Ehegattenerbrecht und deutscher ordre public: Vergleichsmaßstab für die Ergebniskontrolle
    Rechtsprechung:  
    BVerfGE 31, 58 ff IPR und Grundrechte I: Verfassungsmäßigkeit von Kollisionsnormen, ordre public (Art. 6 EGBGB, Art. 30 EGBGB a.F.) und Grundrechte ("Spanier"-Beschluß)
    BGHZ 56, 180 Eheverbot der Religionsverschiedenheit, ordre public (jetzt: Art. 6 EGBGB) und Befreiung vom Erfordernis eines Ehefähigkeitszeugnisses (jetzt: § 1309 II BGB)
    BGHZ 120, 29 Ordre public-Verstoß (Art. 6 EGBGB) des iranischen Sorgerechts - Grundrechtsverletzung, Inlandsbezug und einzelfallorientierte Betrachtungsweise
    OLG Hamm IPRax 1994, 49 Ungleichbehandlung männlicher und weiblicher Erben im islamischen (hier: iranischen) Recht und deutscher ordre public (Art. 6 EGBGB)
    AG Kulmbach v. 28.10.2003 - 1 F 512/00 Scheidung durch einseitige Verstoßung („talaq“) vor deutschen Gerichten: Scheidungsstatut, inländisches Scheidungsmonopol der Gerichte (Art. 17 II EGBGB) und ordre public (Art. 6 EGBGB)

  7. Probleme des Nebeneinander mehrerer Rechtsordnungen (Angleichung/Anpassung, Umsetzung/Transposition)
     
    1. Arten von Normwidersprüchen
      1. Normenhäufung
      2. Normenmangel
    2. Lösungen
    3. Transposition fremder Rechtsinstitute

       
  8. Substitution, Auslandsrecht als Tatsache
     
  9. Handeln unter falschem Recht


    Literaturhinweise:  
      v. Bar/Mankowski , IPR I § 7 V - VII
    v. Hoffmann, IPR, § 6 Rn. 31 - 38
    Kegel/Schurig, IPR,§ 8
    Kropholler IPR § 34
    Rauscher IPR S. 117 - 121 (Substitution), S. 123 - 127 (Angleichung)
    Reithmann NJW 2003, 385 ff Substitution bei Anwendung der Formvorschriften des GmbH-Gesetzes
    Rechtsprechung:  
    BGH NJW 1991, 1415 Transposition nach Statutenwechsel im Internationalen Privatrecht: Dingliches Recht nach ausländischem Statut vs. numerus clausus-Prinzip im deutschen Sachenrecht ("Autohypothek-Fall")
    BGH NJW 1995, 58 Transposition/Anpassung im IPR: Ausländisches Vindikationslegat im Inland
    OLG Köln FamRZ 1995, 1200 Angleichung im Fall des Normenmangels: Schadensersatzpflicht für entgangene Dienste des "Hauskindes"
    LG Mosbach ZEV 1998, 498 = JuS 1999, 296 = IPRspr. 1997, 119 Angleichung im Fall der Normenhäufung: Erb- und güterrechtliche Begünstigung des überlebenden Ehegatten
    LG München I IPRax 1998, 117 Erbstatut, Testamentsauslegung und "Handeln unter falschem Recht", Substitution
    BGH FamRZ 2003, 221 Substitution bei Verjährungsunterbrechung



Anhang I: Prüfungsschema zur Lösung grenzüberschreitender Fälle

  1. Zulässigkeit der Klage/des Antrags

    1. Zuständigkeit
      1. Internationale Zuständigkeit
        1. Staatsvertragliche Regelungen
          aa) Mehrseitige Staatsverträge (Übereinkommen)
          bb) Bilaterale Staatsverträge (Abkommen)
        2. Autonomes Recht
          aa) Vorschriften über die internationale Zuständigkeit
          bb) Rückschluß von der örtlichen Zuständigkeit auf die internationale Zuständigkeit
      2. Sachliche Zuständigkeit (zB §§ 23 Nr. 1, 71 Abs. 1 GVG)
      3. Örtliche Zuständigkeit

    2. Sonstige Verfahrensvoraussetzungen
      Unterliegen nach dem lex fori-Prinzip grundsätzlich dem Recht des Gerichtsorts, zB Parteifähigkeit § 50 Abs. 1 ZPO, Prozeßfähigkeit § 52 ZPO, Anwaltszwang § 78 Abs. 1 ZPO).

  2. Begründetheit der Klage/des Antrags

    1. Ermittlung des anwendbaren Rechts

      1. Internationales materielles Einheitsrecht (z.B. CISG, CMR: Vorrang nach Art. 3 II EGBGB)

        -> weiter bei II., für Lücken weiter bei 2.
         

      2. Auffinden der maßgeblichen Kollisionsnorm des IPR der lex fori (Qualifikation)

      3. Kollisionsnorm, in deren Anknüpfungsgegenstand das Rechtsverhältnis fällt
        1. Staatsvertragliche Kollisionsnormen (Vorrang nach Art. 3 II EGBGB)
          aa) Bilaterale Abkommen
          bb) Multilaterale Abkommen
        2. Autonomes Kollisionsrecht
          aa) Intertemporales Kollisionsrecht (Art. 220 EGBGB)
          bb) Gesetzliche Regelungen und gewohnheitsrechtliche Kollisionsnormen

      4. Subsumtion der Kollisionsnorm
        1. Setzt der Tatbestand der Kollisionsnorm oder ein Tatbestand des anwendbaren materiellen Rechts ein Rechtsverhältnis voraus, zB Ehe, Abstammung, Scheidung etc. (Problem der Teil- bzw. Vorfrage)
        2. Auslegung des Anknüpfungsmoments der Kollisionsnorm (beispielsweise Staatsangehörigkeit, gewöhnlicher Aufenthalt, Parteiautonomie, Belegenheit der Sache, engste Verbindung) und Anwendung auf den konkreten Sachverhalt.

      5. Rechtsfolge
        1. Verweisung auf deutsches Recht: Anwendung deutschen materiellen Rechts (II.)
           oder
        2. Verweisung auf ein ausländisches Recht
          aa) Bei Rechtsspaltung in der verwiesenen Rechtsordnung uU Unteranknüpfung nach Art. 4 III EGBGB
          bb) Sachnorm- oder Gesamtverweisung? (Art. 4 Abs. 1 EGBGB)
          cc) Bei Sachnormverweisung: Weiter bei II.
          dd) bei Gesamtverweisung: Anwendung des ausländischen Kollisionsrechts, dabei Qualifikation nach dessen Systembegriffen, sofern nicht eine Qualifikationsverweisung vorliegt.
          (1) Bei Annahme der Verweisung: Weiter bei II.
          (2) Bei Rückverweisung auf deutsches Recht- Annahme der Rückverweisung (Abbruch der Verweisungskette, Art. 4 Abs. 1 S. 2 EGBGB), Anwendung deutschen materiellen Rechts (II.)
          (3) Bei Weiterverweisung auf ein anderes ausländisches Recht - neue Prüfung des Kollisionsrechts der weiterverwiesenen Rechtsordnung, sofern die Weiterverweisung ihrerseits Gesamtverweisung ist. Abbruch der Verweisungskette beim deutschen Recht, spätestens bei der Rechtsordnung, die als erste in der Kette wiedererscheint: Weiter bei II.

    2. Anwendung des materiellen Rechts

      1. Ermittlung des Inhalts und Anwendung des maßgeblichen materiellen Rechts, evtl. unter Berücksichtigung eines "Handelns unter falschem Recht", weiter bei 3.)
          oder

      2. Bei Nichtermittelbarkeit: Ermittlung und Anwendung des Ersatzrechts

      3. Korrektur des unter Anwendung ausländischen Rechts gefundenen Ergebnisses wegen
        1. Verstoßes gegen zwingende Vorschriften des deutschen Rechts (Art. 34 EGBGB)?
        2. Verstoßes gegen den deutschen ordre public (Art. 6 EGBGB)?
        3. Normenmangels oder -häufung bzw. Normwiderspruchs: Erfordernis der Angleichung auf kollisionsrechtlicher oder materiellrechtlicher Ebene

    3. Endergebnis



Anhang II: Glossar

Angleichung Auflösung sich durch die Anwendung mehrerer Rechtsordnungen auf einen Lebenssachverhalt ergebender Normwidersprüche
Anknüpfung Verbindung zwischen Tatbestand und Rechtsfolge einer Kollisionsnorm
Autonomes Recht Innerstaatliches Recht nicht staatsvertraglichen Ursprungs
Eingriffsnormen Unmittelbar anwendbare Normen des Gerichtsortes (lois d'application immédiate, positiver ordre public)
favor legitimationis Alternative Anknüpfung der Frage der Abstammung/Ehelichkeit zur Begünstigung der Feststellung des Statusverhältnisses
favor negotii Alternative Anknüpfung der Formwirksamkeit eines Rechtsgeschäfts zur Begünstigung der Formwirksamkeit (Arttt. 11, 26 EGBGB).
forum shopping Gezielte Auswahl eines international zuständigen Gerichts zur Beeinflussung der kollisionsrechtlichen und im Ergebnis auch materiellrechtlichen Entscheidung.
fraude à la loi, fraus legis Gesetzesumgehung
Gesamtverweisung Kollisionsrechtliche Verweisung, welche sich auch auf das Kollisionsrecht der verwiesenen Rechtsordnung bezieht (Voraussetzung einer Rück- oder Weiterverweisung)
Geschäftsstatut Das auf eine Rechtshandlung anwendbare materielle Recht
Günstigkeitsprinzip Grundsatz, wonach eine Rechtshandlung im Interesse ihrer Wirksamkeit alternativ nach mehreren Rechtsordnungen beurteilt wird.
ius sanguinis Das Recht der Abstammung (Staatsangehörigkeitsrecht)
ius soli Das Recht des Geburtsortes (Staatsangehörigkeitsrecht)
Kollisionsnorm Norm des staatsvertraglichen oder autonomen IPR, welche die auf einen Sachverhalt mit Auslandsberührung anwendbare Rechtsordnung bezeichnet
lex cartae sitae Êecht des Ortes, an dem sich eine Urkunde befindet.
lex causae Das Recht, welches die jeweilige Sachfrage anwendbar ist.
lex contractus Das auf einen Vertrag anwendbare Recht
lex destinationis Das Recht des Bestimmungsortes
lex fori Das am (jeweiligen) Gerichtsort geltende Recht
lex loci delicti (commissi) Recht des Deliktsortes
lex loci actus Recht des Staates, in welchem eine Handlung vorgenommen wurde.
lex patriae Heimatrecht
lex rei sitae Das Recht des Ortes, an dem sich die Sache befindet.
lex stabuli Das Recht des Standorts (Heimathafens, Zulassungsortes etc.)
loi uniforme Staatsvertragliche (Kollisions-)Norm, welche nicht nur im Verhältnis zu Mitgliedsstaaten, sondern in allen Fällen mit Auslandsbezug Anwendung findet.
lois d'application immédiate s. unter "Eingriffsnormen"
ordre public Öffentliche Ordnung (Art. 6 EGBGB)
Personalstatut Das auf die persönlichen Rechtsverhältnisse (Personen-, Familien- und Erbrecht) einer natürlichen Person anwendbare Recht; das auf die Rechtsverhältnisse einer juristischen Person bzw. Personengesamtheit anwendbare Recht
Qualifikation Kategorisierung einer Rechtsfrage zur Auffindung der maßgeblichen Kollisionsnorm (Ermittlung des sachlichen Anwendungsbereichs einer Kollisionsnorm)
(hidden) renvoi (versteckte) Rück- oder Weiterverweisung
res in transitu Sachen auf dem Transport
(versteckte) Rückverweisung Verweisung der im Wege der Gesamtverweisung berufenen Rechtsordnung auf das Recht der verweisenden Kollisionsnorm
Sachnorm Norm, die eine Rechtsfolge auf der Ebene des materiellen Rechts enthält
Sachnormverweisung Kollisionsrechtliche Verweisung, welche sich nicht auch auf das Kollisionsrecht der verwiesenen Rechtsordnung, sondern direkt auf deren materiellrechtliche Regelungen bezieht (Folge: Ausschluß einer Rück- oder Weiterverweisung), s. Art. 3 I 2 EGBGB
Statut Die für eine bestimmte Rechtsfrage maßgebende Rechtsordnung (zB Vertragsstatut, Deliktsstatut, Eheschließungsstatut, Erbstatut etc.)
Substitution Subsumierbarkeit von Auslandstatsachen unter Tatbestand einer Sachnorm
Statutenwechsel Wechsel der auf einen Sachverhalt anwendbaren Rechtsordnung
Vorfrage Kollisionsrechtliche Behandlung präjudizieller Rechtsverhältnisse (Rechtsfolge des materiellen Rechts im Tatbestand einer Kollisions- oder Sachnorm)
Weiterverweisung Verweisung der im Wege der Gesamtverweisung berufenen Rechtsordnung auf das Recht eines dritten Staates. Kann ihrerseits Gesamt- oder Sachnormverweisung sein.
Wirkungsstatut Das Recht, dem die Wirkungen eines rechtlichen Vorgangs unterliegen.



Anhang III: Literaturliste

Literaturliste

Literatur

  1. Textsammlung:
     
    Jayme/Hausmann, Internationales Privat- und Verfahrensrecht, 11. Auflage 2002

  2. Studien- und Lehrbücher:

     
    von Bar/Mankowski, Internationales Privatrecht, Band 1: Allgemeine Lehren (2. Aufl. 2003)
    von Bar, Internationales Privatrecht, Band 2: Besonderer Teil (1991);
     
    Ferid
    , Internationales Privatrecht, 3. Auflage 1986 [vergriffen]
     
    von Hoffmann, Internationales Privatrecht, 7. Auflage 2002
    Junker, Internationales Privatrecht, 1. Auflage 1998
    Kegel/Schurig, Internationales Privatrecht, 8. Auflage 2000 m. Nachtrag 2001
    Kropholler, Internationales Privatrecht, 4. Auflage 2001
    Kunz, Internationales Privatrecht, 4. Auflage 1998
     
    Lüderitz
    , Internationales Privatrecht, 2. Auflage 1992
     
    Rauscher, Internationales Privatrecht, 2. Auflage 2002
    Siehr, Internationales Privatrecht, 1. Auflage 2001

     

  3. Lernhilfen, Fallsammlungen

    Coester-Waltjen/Mäsch, Übungen im internationalen Privatrecht und Rechtsvergleichung, 2. Auflage 2001
    Fuchs/Hau/Thorn, Fälle zum Internationalen Privatrecht, 2. Auflage 2003
    Hay, Internationales Privatrecht (PdW), 1. Auflage 1999
    Hüßtege, Internationales Privatrecht (- Examenskurs für Rechtsreferendare -), 3. Auflage 1999
    Koch/Magnus/Winkler von Mohrenfels, IPR und Rechtsvergleichung, 2. Auflage 1996
    Schack, Höchstrichterliche Rechtsprechung zum Internationalen Privat- und Verfahrensrecht, 2. Auflage 2000.

  4. Kommentierungen (Auswahl):

    Bamberger/Roth, BGB, Bd. III, 1. Aufl. 2002 (mehrere Bearbeiter)
    Heldrich in: Palandt, 61. Auflage 2002
    Hohloch in: Erman, 10. Auflage 2000
    Münchener Kommentar, Band 10: EGBGB, 3. Auflage 1998, Band 11: EGBGB/IntGesellschaftsR, 3. Auflage 1999;
    Soergel, Band 10: EGBGB, 12. Auflage 1996;
    Staudinger, mehrere Bände, 13./14. Neubearbeitung ab 1994/1998

  5. Zeitschriften (nur Inland), Entscheidungs- und Gutachtensammlungen:

    Zeitschrift für ausländisches und internationales Privatrecht (RabelsZ), seit 1927;
    Praxis des Internationalen Privat- und Verfahrensrechts (IPRax), seit 1981.
    Gutachten zum internationalen und ausländischen Privatrecht (IPG), seit 1965
    Die deutsche Rechtsprechung auf dem Gebiete des IPR (IPRspr.), seit 1926
    Deutsches Notarinstitut, Gutachten zum internationalen und ausländischen Privatrecht, 1993 ff